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🐕 Auch Hunde kommen in die PubertĂ€t đŸŸ

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Die PubertĂ€t ist wohl die gefĂŒrchtetste Zeit vieler Hundebesitzer. Denn nach Meinung vieler, versucht der bis jetzt sĂŒĂŸe Hundeknopf doch ab sofort die Weltherrschaft an sich zu reißen. Zur Beruhigung, dies ist völliger Unsinn und leider oft der Grund, warum der Umgang mit dem Hund ruppiger wird und es so zu Verhaltensproblemen kommt.
Um zu verstehen, was wirklich beim Erwachsenwerden deines Hundes passiert, mĂŒssen wir jedoch vorher noch zwei Begriffsdefinitionen klĂ€ren. NĂ€mlich den Unterschied zwischen der Adoleszenz (lat. adolescere = “heranwachsen”) und der PubertĂ€t.
Sprechen wir von der Entwicklung des Welpen zum Junghund, dann sprechen wir nicht von der PubertĂ€t, sondern von der Adoleszenz – der Zeit des Erwachsenwerdens, auch als Junghundephase bekannt. Die PubertĂ€t ist nur ein kleiner Teil dieser Phase. WĂ€hrend die PubertĂ€t mit dem Zeitpunkt der Geschlechtsreife abgeschlossen ist, ist die Adoleszenz noch voll im Gange.

PubertĂ€t beim Hund – Ab welchem Alter

Der Übergang vom Welpen zum Junghund ist fließend. So ist der Welpe mit Abschluss des Zahnwechsels – etwa mit dem 5. Lebensmonat – kein Welpe mehr, sondern man spricht ab diesem Zeitpunkt bereits von der Junghundephase. Von da an beginnen die Hormone intensiver ihre Arbeit zu tun und leiten so den nĂ€chsten Entwicklungsschritt ein. Wie auch bei uns Zweibeinern ist dies lediglich die Zeit, um sich von den „Eltern“ abzulösen und seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

PubertĂ€t beim Hund – Erkennen

Daran erkennst du, ob dein Hund zu einem Pubertier geworden ist:

  • Umwelt erkunden – Dein Hund beschĂ€ftigt sich mehr mit seiner Umgebung. Er wird neugieriger und selbststĂ€ndiger. Auch GerĂŒche findet dein Hund viel spannender. Das liegt daran, dass sich das Riechorgan weiterentwickelt und dein Hund somit – im Vergleich zu vorher – viel mehr GerĂŒche wahrnehmen kann (siehe auch: Urin kosten).
  • Urin kosten – Dies ist ein ganz natĂŒrliches, kommunikatives Verhalten. Durch das Aufschlecken der GerĂŒche, welche im Jakobschen Organ (Sitz am Gaumen) aufgenommen werden, kann dein Hund nun auch Informationen wie beispielsweise Gesundheitszustand und Hormonstatus von Artgenossen aufnehmen.
  • Markierverhalten – Dein Hund beginnt viele kleine Urinmarken zu setzen. Das Heben des Beines beim Pinkeln allein ist noch kein Indiz dafĂŒr, dass dein Hund pubertiert, denn manche machen dies bereits im Welpenalter. DarĂŒber hinaus beginnen viele Hunde damit, mit ihren Hinterbeinen zu scheren und/oder zusĂ€tzlichem Knurren wĂ€hrenddessen. Auch diese Verhaltensweisen zĂ€hlen zum Markierverhalten.
  • „Nicht mehr hören wollen“ (dazu spĂ€ter mehr)
  • Erhöhtes Erregungslevel – Aufgrund des bereits von Natur aus erhöhten Stresspegels wĂ€hrend der Adoleszenz, kommt es beim Hund viel hĂ€ufiger und schneller zur Überreaktion.
  • BerĂŒhrungsempfindlichkeit – Dein Hund zuckt bei BerĂŒhrungen viel schneller zusammen. Dies liegt daran, dass die KörperoberflĂ€che deines Hundes sensibler wird.
  • Gesteigertes KaubedĂŒrfnis – Der Stresshormonspiegel ist wĂ€hrend der Adoleszenz am höchsten und ist Grund fĂŒr die gesteigerte AktivitĂ€t des Maules – Kauen entspannt und hat somit einen beruhigenden und selbstbelohnenden Effekt.
  • Ressourcen und selbstbelohnendes Verhalten – Das Gehirn schĂŒttet nun auch vermehrt Dopamin aus, was wiederum einen Selbstbelohnungseffekt auslöst. Dadurch bekommen selbstbelohnende Verhaltensweisen (Bellen, Jagen, SchnĂŒffeln
) bei deinem Hund einen viel höheren Stellenwert. Dies fĂŒhrt dazu, dass sich dein Hund schwerer tut, fĂŒr ihn wichtige und lohnenswerte GegenstĂ€nde herzugeben sowie auch selbstbelohnende Handlungen zu unterlassen.
  • Spielverhalten – Manche Hunde werden im Spiel grober oder aber sind gar nicht mehr so spielmotiviert wie vorher.
  • Jagdverhalten – Es kommt schneller zum Nachjagen von bewegenden Reizen – Wild, Katzen, FahrrĂ€dern… Dies ist unter anderem auch dem zu hohen Stresspegel zuzuschreiben.

PubertĂ€t beim Hund – Dauer

Beginn und Dauer der PubertĂ€t sind von Rasse zu Rasse sehr verschieden. So sind kleine Rassen ab ca. dem 5. und große ab ca. dem 8. Lebensmonat pubertĂ€r. Die PubertĂ€t wird aber auch durch FĂŒtterung, Erkrankungen im Welpen- und Junghundealter sowie auch durch das soziale Umfeld beeinflusst. Die PubertĂ€t ist ab dem Zeitpunkt der Geschlechtsreife beendet, bei der HĂŒndin somit mit der 1. LĂ€ufigkeit. Emotional und geistig Erwachsen ist dein Hund dann aber noch lange nicht. Die Junghundephase dauert weiterhin an und ist etwa erst mit dem 2. Lebensjahr abgeschlossen. Bei FrĂŒhkastraten und auch SpĂ€tentwicklern kann sich das Ende der Adoleszenz sogar nach hinten verschieben. So sind besonders große Rassen erst mit dem 3. bis 4. Lebensjahr erwachsen.

PubertĂ€t beim RĂŒden

Wie bereits weiter oben geschrieben, werden Ressourcen mit dem Erwachsenwerden immer wichtiger. So kann es sein, dass der pubertierende RĂŒde beispielsweise damit beginnt, vor anderen RĂŒden „seine“ HĂŒndin zu verteidigen.

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PubertĂ€t beim Hund – Verhalten

Nun zur Frage, warum sich dein Hund ab dem Zeitpunkt des Erwachsenwerdens so benimmt. Das liegt daran, dass das Gehirn wĂ€hrend dieser Zeit einer Großbaustelle gleicht. Beispielsweise wird der prĂ€frontale Kortex der Großhirnrinde wĂ€hrend der Junghundephase kleiner und reift erst viel spĂ€ter zu seiner eigentlichen GrĂ¶ĂŸe aus. Der prĂ€frontale Kortex ist fĂŒr die bewussten Entscheidungen verantwortlich und arbeitet eng mit dem Mandelkern – dem emotionalen Bewertungszentrum – zusammen. Nach der Bewertung durch den Mandelkern leitet der prĂ€fonalte Kortex die nĂ€chste Handlung ein. Durch die vorĂŒbergehende RĂŒckentwicklung dieser Gehirnareals wird dein Hund jedoch in seinem Verhalten reaktiver und emotionaler und dies auch teilweise auf ihm bereits bekannte Reize. So kann beispielsweise auch das Alleinebleiben wieder zum Thema werden.

PubertĂ€t beim Hund – AggressivitĂ€t

WĂ€hrend der Adoleszenz vergrĂ¶ĂŸert sich der Mandelkern – auch Amygdala genannt. Dadurch reagiert der Mandelkern viel intensiver und empfindlicher auf Umweltreize, was wiederum deinen Hund emotional instabiler macht. Dies ist der Grund, warum es vor allem in der PubertĂ€t bzw. wĂ€hrend der gesamten Phase des Erwachsenwerdens hĂ€ufiger zu Angst- und Aggressionsverhalten kommt.

PubertĂ€t beim Hund – Mein Hund hört nicht mehr

Auch das Großhirn, die Kommunikationszentrale, die sĂ€mtliche Reize im Körper und auch aus der Umwelt verarbeitet und weiterleitet, verĂ€ndert sich. Bereits verknĂŒpfte Synapsen werden in dieser Zeit drastisch abgebaut. Im Prinzip könnte man das mit einer automatischen Festplattenreinigung vergleichen, die sĂ€mtliche Dateien löscht, die nur selten verwendet werden, um Platz fĂŒr Neues zu schaffen. Dies ist auch der Grund, warum du das GefĂŒhl hast, dass dein Hund nicht mehr auf dich hört. Dies macht er jedoch nicht, um dich zu Ă€rgern. In Wirklichkeit weiß er diese Dinge nicht mehr oder braucht einfach viel lĂ€nger als vorher, um sich wieder daran zu erinnern.

PubertĂ€t beim Hund – Was tun?

Nun gut, dein Hund ist ein Pubertier geworden. Aber wie soll man diese „Schreckenszeit“ nun so unbeschadet und harmonisch wie möglich ĂŒberstehen?

Wenn du diese Tipps beachtest, dann wird auch die Zeit des Erwachsenwerdens mit deinem Hund zum Klacks fĂŒr dich:

  1. UnerwĂŒnschtes Verhalten vermeiden.
  2. Viel zu kauen geben.
    Am empfehlenswertesten sind Naturkauartikel wie Ochsenziemer & Co. Dies hÀlt nicht nur den sowieso schon erhöhten Stresspegel deines Hundes im Zaum, sondern bewahrt deine Einrichtung und Schuhe vor der hormonell bedingten Zerstörungswut deines Hundes.
  3. ErwĂŒnschtes Verhalten einfangen und belohnen.
    Einerseits reduzierst du dadurch unerwĂŒnschtes Verhalten – vor jedem UNERwĂŒnschten Verhalten kommt immer ERwĂŒnschtes Verhalten. Andererseits machst du somit frustfreies Lernen möglich, was wiederum den Stresslevel deines Hundes im grĂŒnen Bereich hĂ€lt.
  4. Trainingstempo anpassen.
    Konzentriere dich vor allem auf das bereits Gelernte, um dies nochmals in Erinnerung zu rufen und weiter zu festigen. Gegebenenfalls solltest du sogar ein paar Trainingsschritte zurĂŒckgehen, sodass dein Hund die Herausforderungen wieder schaffen kann.
  5. Sanftes HeranfĂŒhren an neue, aber auch bereits bekannte Situationen.
    Überforderung und ReizĂŒberflutung unbedingt vermeiden sowie auch Hilfestellung anbieten.
  6. Antistressprogramm starten.
    Um den Stresspegel deines Hundes so minimal wie möglich zu halten, solltest du viele entstressende Maßnahmen setzen: SchnĂŒffelspiele, RuheĂŒbungen wie Deckentraining, langsames Bewegungstraining, Trickarbeit, SpaziergĂ€nge in ruhiger Umgebung 

    Vor allem Tempo (Ballwerfen, Laufspiele
) und zu viel BeschĂ€ftigung lĂ€sst den Stresspegel unnötig in die Höhe schnellen und fĂŒhrt so hĂ€ufig zu problematischen Verhaltensweisen.
  7. Auf ausreichend Ruhe- und Schlafphasen achten.
    Hunde haben ein RuhebedĂŒrfnis von etwa 17 Stunden pro Tag. Welpen, Junghunde, alte und kranke Hunde benötigen sogar mehr Ruhe und Schlaf.
  8. SchnĂŒffelspaziergĂ€nge.
    Da dein Hund derzeit sowieso schon sehr leicht aus der Ruhe zu bringen ist und im Alltag mit vielen neuen geruchlichen Reizen konfrontiert wird, sollten SpaziergĂ€nge am besten in ruhiger Umgebung stattfinden. DarĂŒber hinaus solltest du deinem Hund auch ausreichend Zeit zum SchnĂŒffeln, Erkunden und Beobachten geben.
  9. Zeit, Geduld und Motivation.
    Versuche zu verstehen, dass dein Hund nicht absichtlich so ist, wie er gerade ist. Er ist wĂ€hrend des Erwachsenwerdens selbst Opfer seiner Entwicklung und kann oft einfach nicht anders. Daher ist es nun besonders wichtig, verstĂ€ndnisvoll und unterstĂŒtzend zu sein. Du wirst dafĂŒr spĂ€ter mit einem souverĂ€nen Alltagsbegleiter belohnt werden.
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